Ankole Hills - Interview mit Matthias Petzold

Ankole Hills - eine Reise wird Musik

Am 23. September fand im Rahmen des 5. Brühler Jazz-Festivals die Uraufführung von Ankole Hills durch das Curuba Jazzorchester statt (wir berichteten). Eine Reise nach Uganda war für den Brühler Jazzkomponisten, Saxofonisten und KuMs-Dozenten Matthias Petzold der letzte Anstoß, vielfältige Eindrücke und musikalische Stilrichtungen in einer Bigband-Suite zu vereinen.

Klingt spannend? Das finden wir auch, darum haben wir uns mit Matthias Petzold getroffen, um mehr über die Hintergründe von Ankole Hills zu erfahren. 


Matthias, neben vielen weiteren Werken ist „Ankole Hills“ nach „Mirrors“ deine zweite große orchestrale Komposition. Was unterscheidet die Bigband-Suite von früheren Kompositionen?

Ich habe meinem kompositorischen Horizont stetig erweitert und mich mit Einflüssen aus anderen musikalischen Kulturen, also zum Beispiel mit arabischer und türkischer Musik beschäftigt. Im Winter 2013/2014 verbrachte ich dann drei sehr intensive Wochen in Uganda und tauchte dort in eine andere Welt ein.

Was hat dich auf deiner Reise besonders beeindruckt?

Uganda liegt direkt am Äquator, Tag und Nacht wechseln ziemlich abrupt und die Landschaft ist unglaublich fruchtbar und grün. Ich habe Nationalparks besucht mit einer sehr vielfältigen Tier- und Pflanzenwelt und eine Bergtour auf einen Vulkan gemacht. Die Wälder reichen dort bis zum Gipfel auf 3.600 Metern Höhe und sind die Heimat der Berggorillas. Die Luft ist feucht und dunstig, dadurch sind die Bäume mit großen Flechten behangen – eine sehr bizarre Szenerie. Hier wächst auch die Lobelie, nach der ich ein Stück meiner Suite benannt habe.



Die Lobelie - das Vorbild zum gleichnamigen Stück

Noch mehr als die Landschaft haben mich allerdings die Menschen beeindruckt. Ich habe in Mbarara Station gemacht, einer pulsierenden Großstadt mit etwa 100.000 Einwohnern, bunten Märkten und einem für uns unvorstellbar chaotischem Straßenverkehr. Dort bin ich mit vielen unterschiedlichen Personen in Kontakt gekommen, die mich allesamt sehr offen und herzlich in ihre Kreise aufgenommen haben. Ob im Alltag, in den Clubs oder bei Festen – Musik gehörte natürlich immer dazu.



Gibt es einen typisch ugandischen Musikstil?

Eigentlich nicht. Alles, was gefällt, wird adaptiert. Dieser musikalische Schmelztiegel und die verschiedenen Einflüsse von Reggae über African Rumba bis zu Jazzpatterns sind auch in Ankole Hills zu finden.    

Nach meiner Rückkehr habe ich mich weiter intensiv mit der Struktur afrikanischer Musik beschäftigt. Dabei hat sich mir eine neue Welt eröffnet, denn der scheinbare Flickenteppich offenbart bei genauem Hinsehen einen überraschend komplexen Sinn. Angeregt durch diese Erfahrungen sind dann über einige Jahre hinweg die sechs Stücke von Ankole Hills entstanden.



Die Suite ist durchkomponiert, lässt aber auch Raum für Improvisationen. Also gewohntes Terrain für das Curuba Jazzorchester, oder?

Nicht ganz. Die Musizierenden hatten in vielen Passagen Raum für freie Improvisation, aber immer unter Beachtung bestimmter Vorgaben. Mir ging es hier weniger um das solistische Hervortreten einzelner Instrumente als um das Erzeugen von Stimmungen. Eine neue Erfahrung für die jungen Musikerinnen und Musiker, die sich aber mit viel Neugier auf den Mix aus Bigband-Sound, afrikanischen Grooves und Soundmalereien eingelassen haben. Unterstützt wurden sie dabei durch so fantastische Gastsolisten wie Benedikt Göb am Piano, den Bassklarinettisten Francois de Ribeaupierre und den Flötisten Gerit von Stockhausen. Eine wichtige Rolle spielte natürlich auch der Percussionist Maxim Zettel.

Die Uraufführung war ein voller Erfolg und bestimmt bedauern viele Jazzfans, nicht dabei gewesen zu sein. Haben sie eine Möglichkeit, „Ankole Hills“ noch einmal zu hören?

Auf jeden Fall! Am Tag nach der Uraufführung ging es mit dem Jazzorchester direkt zu Aufnahmen ins Studio. Für alle Interessierten ist Ankole Hills also ca. ab Dezember auf CD erhältlich.

Matthias, herzlichen Dank für das Gespräch und die beeindruckenden Fotos aus Uganda!   




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